Rote wollen Rotlichtbezirk einrichten

Veröffentlicht am 01.09.2007 in Presse im Wahlkreis

Braucht die Stadt Ravensburg einen Rotlichtbezirk? Die SPD meint ja. Sie will noch in diesem Jahr einen weiteren Vorstoß unternehmen, das Thema im Gemeinderat zu behandeln. Ansonsten könnte sich irgendwann ein Bordell mitten im Wohngebiet oder in der Innenstadt ansiedeln. Wo es niemand haben will.
Groß war die Aufregung, als im Herbst 2004 ein Antrag ins Ravensburger Rathaus flatterte, ausgerechnet im idyllischen Ortsteil Schmalegg ein Freudenhaus einzurichten. Über einen neuen Bebauungsplan, der das älteste Gewerbe der Welt ausschließt, versuchte die Stadt damals, die Ansiedlung zu verhindern. Mit Erfolg. Die potenziellen Puff-Betreiber warfen seinerzeit das Handtuch. Nur: Wenn sie vor Gericht gegangen wären, hätten sie höchstwahrscheinlich Recht bekommen und ihr Vorhaben in die Tat umsetzen können. Denn Prostitution ist in einer Stadt ab 35000 Einwohnern legal.

Damen genießen Bestandschutz

Einzige Lösung, das älteste Gewerbe der Welt aus Wohngebieten oder auch dem Herzen der Innenstadt herauszuhalten, ist die Einrichtung so genannter Sperrbezirke. Dort wäre Prostitution dann verboten, mit Ausnahme der Frauen, die dort schon legal in "Terminwohnungen" ihre Liebesdienste anbieten. "Die genießen Bestandschutz", erklärt Michael Lopez-Diaz, hauptberuflich Polizist und ehrenamtlich für die SPD im Gemeinderat. Ein neues Bordell könne sich in einem Sperrbezirk jedoch nicht ansiedeln.
Aber natürlich könne man nicht das ganze Stadtgebiet in einen Sperrbezirk umwandeln, sondern müsse dann Prostitution in bestimmten Gebieten, so genannte Rotlichtbezirke, zulassen. Etwa in Gewerbegebieten, wo tagsüber sowieso nur gearbeitet wird und abends allenfalls Discos für Stimmung sorgen.
Wenn alles so bliebe wie jetzt, fürchtet die SPD irgendwann einen neuen Antrag wie den in Schmalegg. Von Betreibern, die ihr Recht vielleicht besser kennen beziehungsweise ein Verfahren vor dem Verwaltungsgericht Sigmaringen nicht scheuen würde. Und dann? Lopez-Diaz: "Ohne Sperr- und Rotlichtbezirke kann man ein Bordell überall aufmachen. Mit Baurecht oder Nachbarschaftsklagen ist das nicht zu verhindern." Denn die Kunden solcher Etablissements seien "leise, diskret und dezent - die wollen ja nicht auffallen". Ruhestörungen seien also nicht zu befürchten. Um ein Bordell direkt in der Innenstadt zu verhindern, müsse die Stadt Ravensburg als logische Folge Toleranzzonen ausweisen, "aber meines Erachtens scheut man die Diskussion", so Lopez-Diaz,
Die SPD ist der Ansicht, die Stadtverwaltung würde das Thema bewusst "verschleppen". Bisherige Anträge der Sozialdemokraten seien nicht ernsthaft weiterverfolgt worden, entsprechende Fragen in der Gemeinderatsfragestunde nicht befriedigend beantwortet, beklagen sie. "Wir wollen die Prostitution in geordnete Bahnen lenken, denn sie ist letztendlich legal und wir können sie nicht verbieten."
"Warum sollen wir ein solche Verordnung erlassen, wenn sich das Problem nicht stellt?", fragt hingegen Bürgermeister Hans-Georg Kraus. "Es ist ja nicht so, dass hier massenhaft Bordelle beantragt werden." Ein entsprechender Rotlichtbezirk wäre schwierig abzugrenzen, auch in Gewerbegebieten. "Wahrscheinlich kann ich ihnen zu jedem Gebiet eine Person aufzählen, die dort wohnt und das ganz und gar nicht vor der Haustür haben will."
Keinen Handlungsbedarf sieht auch die CDU-Fraktion im Ravensburger Gemeinderat. "Wir wissen, es gibt ein paar Wohnungen, das scheint aber ausreichend zu sein", glaubt CDU-Stadtrat Rolf Engler. "Momentan ist kein Bedarf darüber hinaus erkennbar." Erst dann, wenn ein neues Bordell beantragt werde, solle man sich erneut mit dem Thema beschäftigen. "Rotlichtbezirke auf Vorrat einzurichten, halte ich für den falschen Weg."

SZ-Kommentar von Annette Vincenz
Die Vogel-Strauß-Taktik hilft nicht weiter

Die Ravensburger SPD will die Prostitution in geordnete Bahnen lenken. Das älteste Gewerbe der Welt soll sich dort ansiedeln, wo es schon dem Namen nach hingehört: in Gewerbegebieten. Unverständlich, dass sich Stadt und CDU so dagegen wehren.
Käufliche Liebe ist immer noch ein Tabuthema. Zumindest in Kleinstädten wie Ravensburg. Anders ist es nicht zu erklären, dass der sinnvolle und intelligente Vorschlag der Ravensburger Sozialdemokraten seit zwei Jahren abgeschmettert wird. Natürlich weiß jeder, dass es in der Innenstadt Wohnungen gibt, in denen Professionelle wechselnde Herrenbesuche empfangen. Und zumindest im Ravensburger Gemeinderat und in der Stadtverwaltung ist bekannt, dass ein Bordell nicht mit Baurecht zu verhindern wäre. Allenfalls zu verzögern. Trotzdem scheint die Stadt den vernünftigen Vorschlag der SPD nicht ernsthaft zu erwägen, einen Rotlichtbezirk einzurichten, der gleichzeitig Sperrbezirke in der Innenstadt und in idyllischen Wohngebieten ermöglicht. Sprich: Prostitution nur dort zulässt, wo sie niemand stört.
Über den Grund lässt sich nur spekulieren. Vielleicht steckt eine Vogel-Strauß-Taktik dahinter, gemischt mit Prüderie: Wenn ich den Kopf in den Sand stecke, sieht mich niemand. Wenn ich das Bah-Pfui-Igitt-Thema Prostitution ignoriere, kommt kein findiger Investor auf die Idee, ein Freudenhaus in meiner Stadt aufzumachen. Fragt sich nur, wie lange noch

 

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