Burth: "Aulendorf ist kein Ableger vom Bodensee"

Veröffentlicht am 12.09.2009 in Presse im Wahlkreis

Trotz Bäder- und Barockstraße steht die Ferienregion Oberschwaben-Allgäu klar im Schatten der übermächtigen Konkurrenz von Schwarzwald und Bodensee. Die SPD im Land will das ändern. Bei einem Hearing der Partei in Aulendorf, an dem auch der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Claus Schmiedel, teilnahm, wurden Ideen gesammelt.

Dass die Region in Sachen Tourismusförderung gehörig Nachholbedarf hat, machte eingangs der Veranstaltung Oliver Spähn, Fachgruppensprecher des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) und als "Rad"-Wirt (Hotel Arthus) an diesem Abend Gastgeber, deutlich.

Spähn verwies auf konkurrierende Ferienregionen wie etwa Südtirol, das mit einem Werbeetat von 16 Millionen Euro klotzen kann. Die Oberschwaben-Tourismus GmbH (OTG), in Aulendorf vertreten durch ihren Geschäftsführer Jürgen Jankowiak, muss dagegen mit drei Mitarbeitern und 400 000 Euro klar kommen. Verschärft wird diese "Wettbewerbsverzerrung" laut Spähn noch durch den reduzierten Mehrwertsteuersatz, mit dem Nachbarländer wie Österreich oder die Schweiz ihren Tourismusbetrieben auf die Sprünge helfen.

Im Vergleich zu anderen Branchen werde "viel zu wenig in den Tourismus gesteckt", bilanzierte der Dehoga-Sprecher und verwies auf die "nicht exportierbaren Arbeitsplätze" in Gaststättengewerbe und Hotellerie. Auch seien trotz allgemeiner Krise sowohl Arbeitsplatz- als auch Umsatzzahlen in der Region "stabil" geblieben. Oliver Spähn sieht freilich noch Luft nach oben. Deshalb seine Forderung: "Wir brauchen Geld von der Politik." OTG-Geschäftsführer Jankowiak schloss sich an: "Tourismus ist Wirtschaftsförderung."

Claus Schmiedel, Chef der SPD-Fraktion im Stuttgarter Landtag, hatte ein Manko der (Ferien)-Region Oberschwaben just hautnah erlebt: die schlechten Verkehrsverbindungen. Der Parlamentarier, der mit seinem Kollegen, dem Häfler Landtagsabgeordneten Norbert Zeller, direkt vom Bodensee nach Aulendorf kam, schimpfte: "Es ist einfach ein Krampf, kilometerlang mit Tempo 20 vor sich hin zu zuckeln." Schmiedel und Co. waren prompt zu spät eingetroffen.

Hinzu kommt der "Tarifwirrwarr" bei Bahn und Bodo, wie der Grünkrauter SPD-Ortsvereinsvorsitzende und "Öchsle"-Betriebsleiter Martin Jopke anmerkte. Er kritisierte, das es einfach "zu viele Tarifverbünde" gebe und forderte eine "Initialzündung" nach dem "Karlsruher Modell". Dort öffnet der Zimmerschlüssel die Türen zum öffentlichen Nahverkehr.

Die Frage, um die die Diskussion dann aber im Wesentlichen kreiste, lautete: Was ist das Unverwechselbare an der Tourismusregion Oberschwaben-Allgäu? Vor allem: Wie kann sich Oberschwaben gegenüber prominenten Mitbewerbern wie Bodensee, Schwarzwald oder Vorarlberg behaupten? Was sind hier, trotz aller Bäder-, Barock- oder Mühlenstraßen die Alleinstellungsmerkmale?

Pascal Friedrich, der mit Rainer Marquart die Aulendorfer SPD-Farben hochhielt, wies darauf hin, dass das Problem schon bei den Begrifflichkeiten beginnt. Gehören wir noch zum Bodensee? Sind wir schon Allgäu? Oder muss es vielleicht doch Allgäu-Oberschwaben heißen? "Die Vielfalt macht's", so die Antwort von Jürgen Jankowiak, der aber einräumen musste: "Irgendwie ist das auch nichts Greifbares."

Claus Schmiedel würde als Oberschwabe auf dem Bodensee-Ticket fahren. Der SPD-Politiker: "Wenn ich Aulendorfer wäre, würde ich sagen: Aulendorf am Bodensee." Aus Norbert Zellers Sicht wird auch umgekehrt ein Schuh draus: "Wer am Bodensee Urlaub macht, dem muss man auch die Vorzüge der Region Allgäu-Oberschwaben schmackhaft machen."

Aulendorfs Bürgermeister Matthias Burth widersprach: "Wir sind lieber erste Wahl Oberschwaben als zweite Wahl Bodensee." Er fühle sich nicht als "Ableger vom Bodensee". Das unterstrich auch Oliver Spähn. Er habe wenig Gäste, die wegen des Bodensees bei ihm absteigen. "Kommgrund" seien vielmehr Thermalbäder und Barock, das seien die "Toppthemen". Eine Umfrage der OTG bestätigt das. Zwei Drittel von Spähns Übernachtungsgästen nutzen die Angebote der Schwaben-Therme.

Ein größeres Thema beim Tourismus-Hearing der SPD waren die Messeauftritte des Landes. Baden-Württemberg gelinge es nicht, so die massive Kritik, seine Regionen wirklich aus einem Guss und vor allem unter einem Dach zu präsentieren. Dabei sind gerade weniger finanzkräftige Ferienregionen auf diese Werbung angewiesen. "Aulendorf allein geht unter in der Werbung", sagte Aulendorf Tourismus-Chefin Susanne Biegel.

Manchmal sind es aber auch vermeintliche Kleinigkeiten, die dem Tourismus vor Ort in die Quere kommen. Bürgermeister Burth sprach in diesem Zusammenhang das fehlende Bahnhofsklo an. Die Bahn sehe in der Toilettenanlage eine kommunale Aufgabe, aus städtischer Sicht sei es eine freiwillige Aufgabe - zumindest im Fall Aulendorf also eine "nicht finanzierbare Aufgabe".

SPD-Bundestagskandidatin Anne Jenter, die zu dem Hearung eingeladen hatte und erklärtermaßen "zum Zuhören" gekommen war, war's am Ende zufrieden. Man habe doch "einige Knackpunkte erkannt", an denen man jetzt "weiterstricken" müsse. Versammelte Genossen wie Tourismus- Experten sahen es genau so.

Schwäbische Zeitung vom 10.09.2009

 

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