Text der neuen Gedenktafel Ravensburger SPD erinnerte am Vortag des 150. Jahrestages der Wiedergründung des Ravensburger Arbeiterbildungsvereins im Rahmen einer würdigen Feierstunde an den Besuch des Gründers der Partei vor 155 Jahren. Die Gedenktafel am Dreikönigshaus soll auf die historische Stippvisite hinweisen.
Manfred Ströhm, Vorsitzender der SPD Ravensburg begrüßte die zahlreichen Gäste und bedankte sich bei Herrn Dr. Andreas Schmauder vom Stadtarchiv Ravensburg für die Unterstützung sowie Herrn Roland Dietrich als Hauseigentümer für die Zustimmung, diese Gedenktafel an der Fassade anbringen zu dürfen.
Hannes Munzinger, ehemaliger Bundestagskandidat der SPD für den Wahlkreis Ravensburg, erinnerte in einer kurzweiligen geschichtlichen Würdigung an das Wirken und Werk des populären Sozialdemokraten und ordnete den historischen Besuch Bebels in Oberschwaben ein. Er verwies in seiner Rede auf die auch heute noch aktuellen Forderungen Bebels vor 150 Jahren für einen besseren Arbeitsschutz, Verbot von Kinderarbeit, Gleichberechtigung und gerechter Bezahlung. Diese seien zwar in Deutschland weitgehend umgesetzt, in vielen Ländern Asiens und Afrikas arbeiteten die Menschen heute unter unwürdigsten Umständen.
Munzinger erinnerte dabei an das schwere Unglück in Bangla Desh vor mehr als einem Jahr, als bei einem Einsturz einer Fabrik mehr als 1100 Menschen starben. Die dortigen Arbeitsbedingungen werden seiner Meinung nach verursacht durch den gnadenlosen Preiskampf vor allem in der Textilindustrie und Konsumenten, denen es vielfach gleichgültig ist, zu welchen Arbeitsbedingungen die Hose oder das T-Shirt produziert wird.
Ferdinand August Bebel (1840 bis 1913) war einer der Begründer der deutschen Sozialdemokratie und gilt bis in die Gegenwart als eine ihrer herausragenden historischen Persönlichkeiten, auch weltweit. Weniger bekannt ist, dass er in der oberschwäbischen Metropole Ravensburg im Rahmen einer politischen Aufklärungsreise einst Halt machte und in einer flammenden Rede bei den Mitgliedern des Arbeiterbildungsvereins Ravensburg, der am 18. Oktober 1864 wiedergegründet wurde, für den Anschluss seiner damals jungen Partei warb.
Mit einem „dreifachen Hoch auf Herrn Bebel!“ schloss die Versammlung im Jahre 1869. Hundertfünfundfünfzig Jahre später stießen die Besucher nach der feierlichen Enthüllung der Gedenktafel bei einem Sektempfang im Haus der Museumsgesellschaft auf den historischen Besuch an.