Hilde Mattheis, Helga Bayha und Doris Spieß (von links) - foto: reinhold entreß Seit vierzig Jahren in der SPD: Helga Bayha
von Peter Didszun
„Man lebt nicht nur für sich selbst.“ Dieser Satz aus ihrer Dankesrede könnte das Lebensmotto von Helga Bayha sein, die in der vergangenen Woche vom SPD-Ortsverein Weingarten für ihre vierzigjährige Treue zur Sozialdemokratie geehrte wurde. Gemeinsam übergaben ihr die SPD-Ortsvereinsvorsitzende Doris Spieß und die stellvertretende Landesvorsitzende Hilde Mattheis die Ehrenbrosche und die Ehrenurkunde.
Zuvor hatten die Ortsvereinsvorsitzende sowie Stadtrat Udo Mann, als Vorsitzender der SPD-Fraktion im Weingartener Gemeinderat Nachfolger der Jubilarin, ihr politisches Lebenswerk nachgezeichnet. Beide entwarfen dabei das Bild einer Frau, die sich früh der Tatsache bewusst war, wie sehr die privaten Lebensumstände von gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen bestimmt sind und die stets entschlossen war, sich nicht einfach mit den gegebenen Umständen abzufinden, wenn sie ungerecht waren. Dies war ihr Motiv, sich politisch zu engagieren.
Dabei erfuhr Helga Bayha die Grenzen, die Frauen damals in den frühen siebziger Jahren in der Politik gesetzt waren. Das trug entscheidend dazu bei, dass sie sich insbesondere für die Gleichberechtigung ihres Geschlechts einsetzte. So war sie Gründungsmitglied der „Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen“ im Kreis Ravensburg. In sozialen Einrichtungen und Projekten trat sie für eine Regelung des Schwangerschaftsabbruchs ein, die Frauen in ihrer ungewollten Schwangerschaft nicht allein ließ. Ein besonderer Erfolg war ihr mit dem „Kindernest“ in ihrem Einsatz für alleinerziehende Frauen beschieden. Beide Themen waren damals im besonders konservativen politischen Klima Oberschwabens hoch umstritten. Hier bewies Helga Bayha Mut, Beharrlichkeit und Charakterstärke.
Der Einzug Helga Bayhas in den Weingartener Gemeinderat geschah, so führte Doris Spieß weiter aus, nicht ohne Friktionen im Weingartner SPD-Ortsverein. Auch hier musste die Gleichberechtigung der Geschlechter erst durchgesetzt werden. Aus Verärgerung darüber, dass die Mitglieder des Ortsvereins Helga Bayha auf den ersten Platz der Kandidatenliste für die Kommunalwahl 1989 setzten, verließen die langjährigen Gemeinderäte Jürgen Golling und Hermann Kappler den Ortsverein und gründeten die Wählervereinigung der „Bürger für Weingarten“.
Über Jahre hinweg war, nach den Worten von Stadtrat Udo Mann, die Handschrift von Helga Bayha im kommunalpolitischen Programm der Weingartener SPD unverkennbar war. Als Lehrerin im „Körperbehindertenzentrum Oberschwaben“ und Mutter einer behinderten Tochter mit der Lage behinderter Menschen vertraut stellte sie unermüdlich Anträge für behindertengerechte Plätze, Wege und Gebäude. Ihre Kenntnisse als Fachlehrerin für Geographie brachte sie für die Entwicklung des Stadtteils Untere Breite ein, in dem sie selbst lebt - mit Forderungen nach sozialer Infrastruktur wie einen Arzt, eine Apotheke oder einen Markt. All das waren für sie Bausteine einer „Wohlfühlstadt“, wie sie ihr Leitbild für Weingarten einmal in einem Wahlprogramm bezeichnete.
Dass die SPD und insbesondere der Ortsverein Weingarten stolz darauf sein können, eine Persönlichkeit wie Helga Bayha in ihren Reihen zu haben, brachte Hilde Mattheis für die Landes-SPD zum Ausdruck. Ihren Dank verbanden Doris Spieß und Hilde Mattheis mit dem Wunsch, die Jubilarin möge auch nach dem Ausscheiden aus der aktiven Politik ihrer Partei weiter mit Rat und Tat verbunden bleiben.
12.12.2011 Peter Didszun (Pressereferent SPD-OV Weingarten)