Helga Bayha zum 70. Geburtstag

Veröffentlicht am 01.11.2011 in Ortsverein

Helga Bayha, die 69-jährige Grande Dame der Weingartener SPD, legt ihr Gemeinderatsmandat nieder (foto: annette vincenz)

Bericht der Schwäbischen Zeitung vom 31.10.2011

Die Grande Dame der Weingartener SPD wird demnächst 70
und legt ihr Gemeinderats-Mandat nieder

Von Annette Vincenz

WEINGARTEN - Was an Helga Bayha als erstes auffällt, ist ihr warmherziges Lächeln. Es erfasst das ganze Gesicht, nicht nur Mund und Augen, breitet sich aus und verleiht der 69-jährigen, kleingewachsenen Frau mütterliches Charisma. In ihrer Gegenwart fühlt man sich sofort wohl, geborgen, umsorgt. Der hustenden Reporterin kocht sie als erstes Kräutertee und gibt Tipps, wie man die Bronchien ohne Medikamente stärken kann: morgens und abends Rücken und Brust mit einem kalten Waschlappen abrubbeln. Das habe ihr selbst als Kind geholfen.

Helga Bayha ist aber nicht nur die Güte in Person, sie ist auch engagiert und kämpferisch. Das fing schon vor ihrer Zeit im Gemeinderat an, als sie 1985 gemeinsam mit acht Mitstreiterinnen aus der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen den Verein Kindernest Ravensburg/Weingarten ins Leben rief. Trotz extremer Anfeindungen aus konservativen Kreisen gelang es der Sozialdemokratin, die erste Kindertagesstätte im Landkreis Ravensburg zu gründen. Sie ermöglichte so vielen Frauen, Beruf und Kinder unter einen Hut zu bringen. „Man warf uns damals vor, wir wollten Familien zerstören. Dabei ist es Tatsache, dass viele Frauen einfach arbeiten müssen, wenn der Mann oder Freund plötzlich weg ist.“

1989 sorgte Bayha für ein kommunalpolitisches Erdbeben. Die SPD stellte für die Wahlen zum Gemeinderat erstmals im Reißverschlussverfahren Männer und Frauen auf. Helga Bayha belegte Platz eins. Extrem erbost darüber, seien daraufhin zwei männliche Gemeinderäte aus der Partei ausgetreten und hätten die Bürger für Weingarten gegründet.

Lob vom Alt-OB

Seitdem sitzt die frühere Sonderschullehrerin im Kommunalparlament, hat drei Oberbürgermeister erlebt. „Erlebt, nicht überlebt zum Glück“, sagt sie und lächelt. Wer war ihr der Liebste? Auf diese Frage antwortet sie diplomatisch. „Jeder hat seine Eigenheiten und meinen Respekt.“ Mit Rolf Gerich habe sie wichtige politische Entscheidungen durchgesetzt. Zum Beispiel die schöne, frauenfreundliche Tiefgarage am Kultur- und Kongresszentrum. Oder Finanzspritzen des Landes für das Krankenhaus 14 Nothelfer ergattert, als das Sozialministerium mal in SPD-Hand war. Gerich habe ihr später bei einem Treffen auf der Straße mal gesagt: „Mädle, du warst mei beste Stadträtin.“

Mit Gerd Gerber verband sie die Liebe zur Kultur. „Er ist der einzige OB, den ich mal geküsst habe. Zu seinem 60. Geburtstag. Aber nur auf den Hals.“ An Gerber schätzte sie vor allem seine besonnene Art. Er habe Themen, die ihm am Herzen lagen, behutsam eingebracht und erst einmal die Lage sondiert, ob es dafür Mehrheiten geben könnte.
Markus Ewald ist ihr aber auch sehr sympathisch. „Er hat gute Ideen wie etwa das Stadtentwicklungsprogramm, findet aber eine Verwaltung vor, die ein bisschen veränderungsresistent ist.“ Manchmal sei er noch „zu forsch und ungestüm“ und bekomme deshalb nicht die nötige Zustimmung. Für politisch unklug hält es Bayha, wichtige Themen wie Schulpolitik zu lange hinter verschlossenen Türen zu beraten – zum Unmut der Betroffenen.

In ihren 22 Jahren Gemeinderat hat Bayha „herzliche Beziehungen quer durch alle Fraktionen“ aufgebaut. Auch Gegner hätten sie nie persönlich verletzt. Schließlich seien auch deren Ansichten bedenkenswert, schätzt Bayha Kompromisse. Wenn sie am 14. November, einen Tag nach ihrem 70. Geburtstag, verabschiedet wird, fällt ihr dennoch eine Last vom Herzen. „Ich freue mich auf den Tag, an dem ich über meine Zeit verfügen kann.“ Bayha zeigt auf ihren Terminkalender, der tatsächlich lückenlos mit ihrer Handschrift gefüllt ist. Ab Dezember klafft dort erstmals ein großes Loch. Dann begibt sie sich auf eine viermonatige Weltreise. „Ein Traum von mir, seit ich Geografie studiert habe.“

Und eine spirituelle Reise, in der die Witwe viel nachdenken und Tagebuch schreiben möchte. Privat hatte sie einige Schicksalsschläge zu verkraften. Im Alter von drei Jahren musste sie aus ihrer Heimat, dem heutigen Serbien, fliehen. Ihr zweites Kind Judith war stark körperbehindert, wurde von Bayha aber so intensiv gefördert, dass sie am Stock gehen kann und selbst Lehrerin wurde, wie ihre Mutter. Vor viereinhalb Jahren starb ihr Mann, mit dem sie 46 Jahre lang verheiratet war.

Einsatz fürs KBZO

Bayhas größtes Engagement galt wohl den Kindern im KBZO, wo sie 29 Jahre lang unterrichtete. Den ersten Wagen der Schule für Körperbehinderte beim Schüler- und Heimatfest baute sie selbst mit und sorgte dafür, dass KBZO-Schüler auch am Schüleraustausch mit Weingartens Partnerstädten teilnehmen und beim Jugendgemeinderat mitmachen konnten.

Wird sie den Gemeinderat vermissen? Helga Bayha zeigt wieder ihr warmes Lächeln. „Ich weiß es nicht. Was sich unbedingt auszahlt, nicht in Sitzungsgeldern, sind die menschlichen Kontakte. Es kommt so viel zurück.“

(Schwäbische Zeitung vom 31.10.2011)

 

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