Schwäbische Zeitung berichtet zu Dr. Burths Kritik an Lucha

Veröffentlicht am 31.12.2021 in Presse im Wahlkreis

Die Schwäbische Zeitung berichtet am 13.12.2021 (Wangen, J.P.Steppat):

 
Wangener Politiker und Arzt kritisiert Minister Lucha wegen Krankenhaus-Plänen deutlich


In die laufende Debatte zur Zukunft der Krankenhaus-Landschaft in der Region hat sich jetzt auch Dr. Alwin Burth eingeschaltet. Mit deutlichen Worten kritisiert er Landessozialminister Manfred Lucha, fordert den Erhalt der medizinischen Grundversorgung am Westallgäu-Klinikum, wirft aber auch der Oberschwabenklinik (OSK) Fehler vor.

Burth ist Vorsitzender der SPD-Fraktion im Wangener Gemeinderat, mit seiner Gemeinschaftspraxis seit 30 Jahren niedergelassener Arzt in der Stadt und war zuvor an verschiedenen Kliniken in der Region tätig.

„Grundversorgung in der Fläche“

In einer Stellungnahme vom Montag schreibt er: „Eine alternde Gesellschaft braucht eine medizinische Grundversorgung ambulant und stationär in der Fläche.“ Dazu gehört für ihn eine chirurgische und internistische Notaufnahme und Versorgung sowie eine Geburtshilfe.

Spezialisierte Medizin könne in Zentren bündeln, „aber die Grundversorgung gehört in die Fläche“. Hintergrund: Sowohl nach den derzeitigen Plänen der OSK, als auch nach den am Donnerstag im Ravensburger Kreistag von Lucha formulierten Vorstellungen, soll das Wangener Krankenhaus von einem Grund- und Regelversorger zu einem spezialisierten Haus umgestaltet werden, vor allem im orthopädischen Bereich.

 

Orthopädie-Fachklinik eine „180-Grad-Wende“

Damit ist Alwin Burth ebenfalls nicht einverstanden. „Der Ausbau des Westallgäu-Klinikums in Wangen zur Orthopädie-Fachklinik ist eine 180-Grad-Wende zur bisher gefahrenen Politik der OSK. In Wangen wurden jahrzehntelang nur orthopädische Notfälle operiert.“

Von den niedergelassenen Orthopäden im Kreis Ravensburg operiere kein einziger in der OSK. Dabei erledigen diese nach Burths Einschätzung „gefühlt nahezu 50 Prozent der planbaren Operationen, nach denen die OSK immer gerne schielt, weil sie Gewinn abwerfen“.

An dieser Stelle wirft der Kommunalpolitiker und Mediziner dem Klinikverbund strategische Fehler vor: „Die niedergelassenen Orthopäden und andere operative Fächer in die OSK zu integrieren, hat das Management jahrzehntelang versäumt.“ Für die Zukunft verspreche man zwar eine Intensivstation in Wangen, eine Innere Abteilung werde es aber wohl nicht mehr geben: „Internistische Notfälle kommen nach Ravensburg. Von der Geburtshilfe ganz zu schweigen“, fürchtet er. Ebenfalls zur Erinnerung: Die OSK-Pläne sehen im Gegenzug zur Bildung eines orthopädischen Schwerpunkts in Wangen eine Konzentration der inneren Medizin am Ravensburger Elisabethen-Krankenhaus vor.

EK ist für Burth zu groß geraten

Letzteres ist nach Ansicht Alwin Burths im Zuge der grundlegenden Sanierung der vergangenen Jahre überdies zu groß geraten: Das neue Haus habe zu viele Betten, der faktische Neubau im Bestand Millionen verschlungen und von den Folgen des Neubaus mit organisatorischen und baulichen Einschränkungen hätte sich das Haus bis heute weder personell noch im Management erholt.

Das von Minister Lucha vertretene Argument, Betten könnten wegen fehlender Beschäftigter nicht voll belegt werden, hält er für vorgeschoben: „Personalmangel muss jetzt dafür herhalten, dass man nur 400 der 542 Planbetten betreiben kann.“ Laut Burth wäre es stattdessen deutlich billiger gewesen, ein komplett neues Krankenhaus an einer verkehrsgünstigen Stelle im Landkreis zu bauen.

Versorgung im Westallgäu „missachtet“

Ferner räumt er zwar ein, die von Manfred Lucha geforderten Schließungen der Kliniken in Bad Waldsee und Tettnang und die Bildung eines Verbunds mit dem Medizin-Campus-Bodensee (MCB) „mag zwar aus wirtschaftlicher Sicht Sinn machen“. Derlei Vorstellungen missachte aber „die Sicherstellung der Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum, insbesondere im Westallgäu“.

In diesem Zuge stellt Alwin Burth fest: „Die Gesundheitsvorsorge der Bevölkerung ist kein verhandelbares Wirtschaftsgut.“ Zudem sei es „absurd“, das Westallgäu mit mobilen Intensivstationen und Hubschraubern zu „vertrösten“. Hierbei führt er ins Feld, dass die Personalnot nicht nur bei den Pflegekräften sondern auch bei Ärzten und Rettungssanitätern grassiere. Und er fragt: „Wie oft kann der Hubschrauber im Winter nicht fliegen und die Rettungswagen stehen im Stau, oder kommen bei Glatteis nicht voran?“

Minister soll zu Fehlern stehen

Der Wangener Kommunalpolitiker und Mediziner schlussfolgert daraus: Ein, aus welchen Gründen auch immer, nicht voll belegtes Elisabethenkrankenhaus wirtschaftlich zu rechnen, indem man die Verluste auf die anderen Häuser verrechnet, sei unredlich. Von Manfred Lucha fordert er deshalb: „Soll der Minister doch dazu stehen, dass man damals einen Fehler gemacht hat. Aber vor allem das Westallgäu-Klinikum dafür büßen zu lassen, ist nicht richtig.“

Dies auch, weil Praxen oder Medizinische Versorgungszentren (MVZ) eine funktionierende Notaufnahme mit angeschlossenen stationären Betten nicht ersetzen könnten. Dafür fehle bislang auch der gesundheitspolitische Rahmen. Darüber hinaus habe Lucha bei seiner Rede im Kreistag unklar gelassen, was er unter den von ihm angesprochenen „Zentren der Primärversorgung“ versteht.

„Kein Dienst“ für Kreis und Region

Unter dem Strich wirft Burth diesem vor: „Mit seinen Äußerungen hat Herr Minister Lucha provoziert. Der gesundheitspolitischen Diskussion im Kreis und der Region hat er keinen Dienst erwiesen. Hoffen wir, dass der Kreistag einer Spaltung des Landkreises in Schussental und Westallgäu nicht folgt.“

 

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