Seit einigen Wochen wird öffentlich - auch in der Schwäbischen Zeitung - darüber spekuliert, wie es um die Chancen von Ute Vogt bestellt sei, auf dem kommenden Landesparteitag der SPD wiederum als Landesvorsitzende gewählt zu werden.
In dieser Diskussion hat die SPD Weingarten in dem folgenden Beitrag der Schwäbischen Zeitung vom 7. September deutlich Stellung bezogen:
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Die Debatte um SPD-Chefin Ute Vogt
Helga Bayha: "Sie hat meinen Respekt"
WEINGARTEN - Kritiker werfen der SPD-Chefin in Baden-Württemberg Ute Vogt vor, die Parteilinke auszugrenzen. Eine Debatte, die vor dem Landesparteitag auch die Basis bewegt. Für Doris Spieß und Helga Bayha, zwei Genossinnen, die für die Sozialdemokraten im Weingartener Gemeinderat sitzen, steht die 42-Jährige aber außer Frage.
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Sorge und Achtung. Das sind die Gefühle, die Doris Spieß und Helga Bayha bewegen, wenn sie über ihre Landeschefin Ute Vogt nachdenken. Die beiden Genossinnen, die seit vielen Jahren für die SPD im Weingartener Gemeinderat sitzen, bewegt die Debatte um ihre Vorsitzende. Die Kritik vieler Parteimitglieder teilen die zwei Weingartenerinnen nicht. "Es gibt einige Leute, die sich jetzt aufregen, die kennen gar nicht die Realität, was es heißt, in der Minderheit zu sein", sagt Helga Bayha. "Manchmal weiß man, das Dinge richtig sind, und man kommt einfach nicht damit durch." In genau so einer Situation stecke Vogt gerade.
Besonders Helga Bayha vermisst, dass die Leistung Vogts auch von ihren Kritikern anerkannt wird. "Mir fehlt da ein Schulterklopfen, sie probiert immerhin als junge Frau den Generationenwechsel", erklärt Bayha, "ein etablierter Mann hätte es da bedeutend einfacher." Auch Doris Spieß sieht ihre Landeschefin in einer sehr schwierigen Lage. "Das ist keine einfache Position", sagt Spieß, die aber auch die Führungsstrukturen in ihrer Landespartei für die Krise mitverantwortlich macht. "Es wäre sinnvoller, wenn wir ein kompetentes Team hätten, anstatt uns auf eine Ein-Frauen-Spitze zu fokussieren."
Eine Alternative für Vogt sehen weder Doris Spieß noch Helga Bayha. "Wer soll das sein?", fragt Spieß. "Ute Vogt vertritt das aufgeschlossene, moderne Baden-Württemberg - gerade im Gegensatz zu dem oft peinlich und tölpelhaft auftretenden Ministerpräsidenten Günther Oettinger." Inhaltlich wünscht die Gemeinderätin sich allerdings auch verstärkt linke Impulse von ihrer Landeschefin. "Ich glaube, dass die linken Konturen der SPD besser geäußert werden müssen, in dieser Hinsicht kann ich die Kritik ein wenig verstehen", sagt Spieß. Die linken Konturen, das sind für Spieß und Bayha der soziale Auftrag der sozialdemokratischen Partei. Der steht für die Genossinnen im Mittelpunkt ihrer politischen Arbeit. "Die soziale Gerechtigkeit muss in Zukunft stärker betont werden", sagt Helga Bayha. "Wenn mir ein Mann im Zug erzählt, dass seine Frau arbeitet und drei Euro und fünfzig Cent in der Stunde bekommt und dennoch nie Urlaub nehmen darf, macht mich das betroffen, das darf nicht sein." Und genau an dieser Stelle beginnt für die Genossin das Dilemma ihrer Landeschefin. "Die linken Kritiker können jetzt natürlich viel versprechen, weil sie genau wissen, dass sie es niemals einlösen müssen."
"Sie wird wieder gewählt."
Dennoch und trotz allem: Eine andere Alternative als ein Gesprächsangebot Vogts an ihre Kritiker sehen Doris Spieß und Helga Bayha nicht. "Ute Vogt muss ihre Linie beibehalten und die Kritiker einbinden. Und sie wird im September wieder gewählt", erklärt Doris Spieß, die in zwei Wochen als Delegierte auf dem Landesparteitag dabei ist. Auch Helga Bayha ist der Meinung: "Sie wird das Gespräch suchen", sagte die Weingartenerin. Und: "Sie hat meinen Respekt."
Schwäbische Zeitung 7. September 2007